BUCHEMPFEHLUNG: Die Erfindung der Welt

Thomas Sautners neuer Roman über das Leben selbst

Vor etwa 2 Jahren wurde mir der Waldviertler Autor Thomas Sautner ans Herz gelegt, als gerade sein Buch Großmutters Haus erschienen war und der Roman den Tisch meiner geschätzten Fotografin zierte. Neugierig las ich den Klappentext auf der Rückseite um dann zu gestehen, wie sehr ich Geschichten liebe, in denen alte, weise, wilde Frauen im Wald leben und jedem helfen, der sie bewusst oder versehentlich aufsucht. Daraufhin wurde mir Die Älteste empfohlen. Dies war mein Einstieg in die fiktionale Welt Thomas Sautners. Die Erfindung der Welt beschäftigt nun sich weiter mit den Figuren Kristyna und Jakob aus Großmutters Haus.

© Picus Verlag

Und Thomas Sautner versteht es auf’s Feinste uns in das Reich der Wolfsfrauen zu locken, die in unserer Gesellschaft eine Art Schattendasein führen, in der ursprüngliche Weiblichkeit und die Weisheit des Alters mehr Wertschätzung verdienen würde. (Wer mit dieser Thematik nichts anfangen kann, sei auf das Buch Die Wolfsfrau von Clarissa Pinkola Estès verwiesen) Die weisen Alten in Sautners Romanen scheren sich allerdings wenig um gesellschaftliche Vorlieben, denn sie sind mit ihrer Eigenart voll und ganz in der Welt verwurzelt. In Erzählungen zwischen Traum und Wirklichkeit finden diese wundervollen Gestalten Raum, sowie andere individualistische Figuren, die am Rande der Gesellschaft leben. Und zwar mit einer höchstmöglichen Intensität, egal wie ihre Geschichte auch verlaufen mag.

Der neue im März 2021 erschienene Roman Die Erfindung der Welt beschäftigt sich mit nichts Geringerem als dem Leben selbst. Eine schwierige und doch gelungene Aufgabe, da der Roman nicht versucht verlässliche Antworten auf die großen Fragen des Lebens zu finden. Wie so oft ist es den LeserInnen überlassen, wo sie in der Geschichte ihren Fokus hin lenken, worin sie das Lebendige erkennen mögen. Ich erkannte es beim Lesen zwischen den Zeilen, in der gelebten Paradoxie des Daseins zwischen Freiheit und Beschränkung, Nähe und Distanz, Hingabe und Zurückhaltung, dem Gesagten und Ungesagten. Ich denke, dass der Mensch das Leben umso intensiver empfinden kann, wenn er gelernt hat Paradoxie auszuhalten und als integralen Bestandteil des Daseins zu begreifen.

Ein weiteres zentrales Thema stellt „die Schöpfung“ dar, aber nicht nur im Sinne der Entstehung der Welt, sondern auch Literatur als schöpferisches Produkt von AutorInnen, die (Lebens-)Geschichten, eigene Ideen und /oder Sprache einfangen und auf ihre Art und Weise kreativ verarbeiten.

© pixabay, Comfreak

Ich möchte bewusst nicht zu viel über den Roman verraten, da man ihn selbst lesen und in die Geschichte eintauchen sollte. Kurz sei nur die spannende Rahmenhandlung als Aufhänger erwähnt: Die Schriftstellerin Aliza Berg bekommt einen eigenartigen Auftrag. Ein anonymer Mäzen namens „G“ überweist ihr eine hohe Geldsumme mit der Bitte, dass sie einen Roman über das Leben schreiben soll, mit voller künstlerischer Freiheit. Die Recherchen soll sie im ländlichen Litstein durchführen und alle seine BewohnerInnen und deren Geschichten in dem Roman verarbeiten.

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