In den Iron Man Filmen steht – damals noch S.H.I.E.L.D Direktor – Nick Fury vor einer schwierigen Entscheidung: Für die Gründung der Avengers werden die Fähigkeiten von Tony Stark aka Iron Man gebraucht. Gegen die Aufnahme Starks spricht seine mangelhafte Teamfähigkeit. Fury spricht dieses Problem Stark gegenüber bereits bei ihrer ersten Begegnung an. Doch Stark beweist im Laufe der Serie Wandlungsfähigkeit und entwickelt sich schrittweise weiter weg vom Egozentrismus und hin zum Interesse am Wohlergehen der Welt. Und da man nicht ohne ihn auskommt, wird er Teil eines Teams: den Avengers.
Entsprechend des aus der Physik stammenden Energieerhaltungssatzes, der auch in den Geisteswissenschaften reflektiert wurde, geht Energie nie verloren, sondern wird nur transformiert. In diesem Sinne bleibt auch StarksTeamproblematik erhalten und taucht als Schatten wieder auf, da er dem Thema nicht wirklich Aufmerksamkeit schenkt. Er entwickelt das Programm Ultron im Alleingang, ohne jemanden davon zu erzählen . Usprünglich sollte es ihm helfen, die außerirdische Bedrohung abzuwehren, der er sich auch mit Hilfe der Avengers nicht gewachsen sieht. Psychoanalytisch betrachtet würde man sagen: Ein Problem oder eine innere Bedrohung wird nach außen projiziert. Also erschafft Stark statt einer Lösung ein Schattenwesen aus seinem Unbewussten, das zu einer Bedrohung für die Welt wird. Damit hat Stark seine Persönlichkeit sichtbar im Sinne einer polaren Welt gespalten: Auf der einen Seite steht der bewusste Weltretter und lebendigeGemeinschaftsmensch. Auf der anderen der unbewusste Schatten in Form eines künstlichen Programmes, das von den Menschen enttäuscht ist und ihnen eine Lektion erteilen will. Im Sinne einer Gemeinschaft, die jeden so akzeptiert wie er ist, mit seinen Stärken und Schwächen, machen sich die Avengers auf diesem hausgemachten Problem zu begegnen.
Als erstes werden auch alle anderen Avengers durch die Konfrontation mit Wanda Maximoff (später Scarlett Witch) mit ihrer eigenen Dunkelheit in Verbindung gebracht. Und jeder einzelne des Teams ist dazu aufgerufen, nicht auszuweichen und diese damit verbundenen Gefühle zu integrieren. Thor sucht – ganz klassisch mythologisch – eine magische Quelle auf und hat eine Vision. Black Widow und Hulk lösen Gegensätze in die Liebe auf. Und Captain America ist einfach Captain America. Naja, vielleicht nicht ganz: Er kommt zum Schluss, dass ein Teil von ihm in der Vergangenheit zurück geblieben und – nicht nur im wörtlichen, sondern auch übertragenen Sinne – eingefroren ist. Diesen Teil konnte er in sein neues Leben nicht mitnehmen. Und so wurde er ein Anderer. Und diesen neuen Menschen, dieses neue Leben musste er lernen zu akzeptieren, auch wenn er es nicht gewählt hat. Zusammenfassend: Team-Building erfordert also Selbstreflexion.
Das Ende erinnert an die Dialektik Hegels und dessen philosophische Formel: These + Antithese = Synthese. Aus der Konfrontation mit bewussten und bisher unbewussten Anteilen aller Teammitglieder entsteht etwas Neues: der Android Vision, indem alle Avengers enthalten sind. Ich sehe ihn als Symbol für ihre Verschmelzung von Individuen zu einem Team. Der Name Vision kann zudem als Zeichen der Bewusstheit gedeutet werden, eines Sichtbar- und Ganz-Werdens.
Was können wir also im Sinne meiner Interpretation von dem Film lernen? Damit ein Team funktioniert, ist es notwendig, dass sich ALLE Mitglieder sich von Zeit zu Zeit ihren Schattenseiten stellen. Jeder Mensch im Team ist mit seinen Fähigkeiten wertvoll. Jedes Mitglied muss sich aber auch darauf einstellen, dass es mit (mindestens einem) Gegenüber konfrontiert wird, dass ihm / ihr auch Teile des eigenen Selbst spiegelt, die weniger populär sind. Dennoch bedürfen diese einer genaueren Betrachtung und eine anschließende Integration in das Gesamtsystem der eigenen Psyche. Hier sind Gespräche notwendig, in denen Konflikte ausdiskutiert werden.
In einem Team, in dem alle Mitglieder grundsätzlich miteinander kompatibel sind und in dem alle das gleiche Ziel anvisieren gibt es aber auch einen Lohn – im Film symbolisch als Android Vision vertreten. Der Neurobiologe Gerald Hüther schreibt in seinem Vorwort zum Buch Wie Träume wahr werden, dass das Erreichen von Zielen, die Entfaltung von Potential und die Veränderung gesellschaftlicher Maxime am besten in Form von Team-Work zu verwirklichen sind. Als ideal erweist sich dabei eine Gruppe von Menschen, die sehr unterschiedlich in ihren Talenten und ihrem mitgebrachten Wissen sind. Wenn sie den gleichen Traum mit Entschlossenheit verfolgen, dann sind sie, laut Hüther, durch nichts aufzuhalten. Das zeigen auch die neuesten Erkenntnisse der neurobiologischen Forschung.
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